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"Liebeserklärungen" von Saalfelder Unternehmen an Ihre Stadt

Der Anfang: Unternehmer Jan Röder macht seiner Heimatstadt Saalfeld eine Liebeserklärung und will, dass sie lebenswert bleibt ...


„Hier ist die beste Basis für den Balanceakt“

„Wir sind der medientechnische Mittelpunkt Thüringens.“  Uff - das sitzt. Doch Jan Röders Selbstbewusstsein kommt nicht von ungefähr. Sein Unternehmen VideoSystemTechnik GmbH (VST), stattet Unis, Hörsäle, OP-Säle, Kongresszentren mit neuester Videotechnik aus. Die sächsische Polizei setzt bei Überwachungstechnik ebenso auf das Wissen und Können von VST wie die Oettinger-Brauerei in Gotha. Die Handschrift von VST findet sich in der neu konzipierten Ausstellung der KZ-Gedenkstätte Buchenwald, der Bertholdsburg in Schleusingen oder im neuen Kinderwagenmuseum der Moritzburg Zeitz. Das sind einige museale Referenzobjekte, in denen VST Präsentationstechnik installierte.

Wer sich für modernste audiovisuelle Technik interessiert, für Bild- und Tonübertragung, wer Spaß daran hat, auf Kunden zugeschnittene, individuelle Lösungen zu suchen, der findet in Jan Röders Firma einen interessanten, abwechslungsreichen Job. Das Systemhaus hat in Mitteldeutschland seit 25 Jahren einen guten Ruf. Das inzwischen auf 33 Mitarbeiter angewachsene Unternehmen macht einen Jahresumsatz von rund fünf Millionen Euro.  Also alles bestens?

„Nicht ganz“, gibt der promovierte Medientechnologe Röder unumwunden zu. Zwar brummt die vom Vater Harald Röder 1991 mitgegründete Firma, deren Mitinhaber und Geschäftsführer der Junior seit 2013 ist. „Aber wir finden keinen Uniabsolventen, der hier arbeiten will.“ Anzeigen, Werbung vor Ort an den Unis, Teilnahme an landesweiten Rückkehrer-Messen – es hat alles nichts gebracht. „Das Geld kann's nicht sein, jedenfalls haben wir das bisher nicht als Absagegrund vernommen.“ Zwar zahle VST einem Vertriebsmitarbeiter mit Masterabschluss „nicht ein Gehalt wie in München, Berlin oder Hamburg, sondern im guten Thüringer Durchschnitt“, wie Röder es ausdrückt, aber es gäbe ein 13. Monatsgehalt und den Firmenwagen zur privaten Nutzung inklusive. Stoßzeiten, wenn Fertigstellungstermine eingehalten werden müssten, gehörten zum Geschäft, „aber wir achten darauf, dass unsere Mitarbeiter ihre 40-Stunden-Woche einhalten.“  Röder selbst macht da keine Ausnahme, gibt er unumwunden zu, gehören zur Familie des 40-Jährigen doch drei Kinder zwischen 1,5 und elf Jahren. Da weiß er flexible Arbeitszeiten inklusive Home-Office zu schätzen. Für ihn zählt nicht Präsenz, sondern Effizienz.

Nein, das alles kann es nicht sein.

Vielmehr hat Röder aus Ausschlussgrund für potenzielle Mitarbeiter mit Hochschulabschluss den Sitz seiner Firma ausgemacht – Saalfeld. Kreisstadt mit rund 25 000 Einwohnern, „Steinerne Chronik Thüringens“, Stadt der Feengrotten. Und sonst? Auch Röder musste erfahren, dass es junge Leute eher nach Erfurt, Weimar, Jena zieht als in die vermeintliche Provinz. Nachvollziehen kann er, den es nach Studium und Promotion in Ilmenau wieder in die Heimatstadt verschlug, das nicht. „Ganz ehrlich: Ich habe hier in Saalfeld und dem Umland alles, was ich für mein Leben brauche. Wir wohnen zentrumsnah, können fußläufig Schule, Musikschule, Schwimmhalle erreichen. Es gibt Kinos, Sportvereine, gute Restaurants, wir nutzen regelmäßig das Rudolstädter Theater, es gibt Kultur aller Art, jede Menge herrliche Natur, an jedem Wochenende ist irgendwo etwas los. Meine Freunde, meine Familie leben um die Ecke. Meine Frau und ich beglückwünschen uns fast jeden Tag für die Entscheidung, in Saalfeld ein Haus gebaut zu haben, das wir auch werden abzahlen können. Hier in Saalfeld haben wir die Balance zwischen Berufs- und Familienleben gefunden.“

Gern will Röder als Multiplikator wirken und Lust auf Leben, Wohnen und Arbeiten in Saalfeld machen. Hochkarätige Aufträge stehen für VST da demnächst an. Bis zum Beginn des neuen Herbstsemesters muss der Audimax der Uni Ilmenau mit neuer digitaler Übertragungstechnik bestückt werden. Danach sind zwölf OP-Säle am neuen Uni-Klinikum Jena komplett zu vernetzen. Die viel zitierte Work-Life-Balance hat Firmenchef Röder auch für seine Mitarbeiter im Auge. Nachdem firmenintern auf freiwilliger Basis schon Rückenkurse und Fitness-Checks stattgefunden haben, will man Mitarbeitern jetzt die Hälfte der Sportvereins- bzw. Fitness-Kursgebühren erstatten. „Wir sind nicht nur ein familiengeführtes Unternehmen, wir wollen auch, dass Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen sind.“ Für Jan Röder geht es – am besten in Saalfeld.