27.09.2022

Gelebte Städtepartnerschaft


Städtepartnerschaft realisiert sich nicht nur dadurch, dass sich die Bürgermeister und die Stadträte in regelmäßigen Abständen besuchen. Ihr Grundgedanke liegt darin, dass sich Menschen begegnen, etwas gemeinsam unternehmen und sich dabei kennenlernen und verstehen. Gerade hierin kommt den Vereinen eine ganz besondere Rolle zu.

 

In diesem Sinne fand bereits im Jahre 2007 das 1. Treffen des Wandervereins Saalfeld mit Wanderfreunden aus unserer tschechischen Partnerstadt Sokolov statt. Die ersten Kontakte waren noch sehr zaghaft. Der Anfang war gemacht.

Seitdem treffen sich in regelmäßigen Abständen die beiden Vereine. Diese Treffen werden wechselseitig organisiert. Immerhin haben beide Vereine in ihrer Umgebung interessante Wanderreviere. In diesem Jahr konnten die beiden Vereine endlich wieder zu einer gemeinsamen Wanderung aufbrechen. Die Sokolover Wanderfreunde kamen am 17. September 2022 mit einem voll ausgelasteten Reisebus am vereinbarten Wanderparkplatz an. Unser erstes Ziel war der Altvaterturm bei Lehesten.

Aussichtsturm, Besuch der Ausstellung im Turm und Mittagsrast in der Turmgaststätte gehörten zum Programm. Die tschechischen Wanderfreunde konnten in Form von dort ausliegenden Faltblättern in ihrer Sprache Wissenswertes über den Turm erfahren. Turm und Ausstellung sind durch einen Verein errichtet worden als Ort der Versöhnung und der Erinnerung an die Vertreibung der Deutschen aus ihrer Heimat nach dem 2. Weltkrieg. Es gab beiderseits Verständnis dafür, dass man ein Unrecht nicht mit einem anderen vergelten soll.

Gewandert wurde selbstverständlich auch. Auf dem Weg lag ein Abstecher zum 400 m entfernten Wetzsteingipfel (792m), wo sich eine Abhöranlage der STASI an der ehemaligen innerdeutschen Grenze befand. Das Wanderziel war der Schieferpark Lehesten. Der stieß nicht nur bei den Sokolovern auf großes Interesse. Selbst die Saalfelder Wanderer entdeckten interessantes Neues. Den Abschluss bildete dann die Wanderung um den ehemaligen Tagebau, einen azurblauen Bergsee.

Und wie war das nun mit der Verständigung? Diesbezüglich gibt es zwischen den beiden Wandervereinen einen großen Unterschied. Die Sokolover haben in ihren Reihen einige Mitglieder, die der deutschen Sprache mächtig sind, teilweise sogar sehr gut. Im Saalfelder Wanderverein haben wir leider kein Mitglied, das wesentlich mehr als drei Worte Tschechisch beherrscht. So mussten immer wieder die tschechischen Dolmetscher helfen. Natürlich wurde auch versucht, in Englisch zu kommunizieren. Und wenn das nicht half, mussten Hände und Füße herhalten. Die persönlichen Kontakte funktionierten bei dieser Begegnung jedenfalls wesentlich besser als bei den Treffen zuvor.

Zum Abschied wurde das Versprechen gegeben, dass wir im nächsten Jahr gemeinsam in Tschechien wandern.

 

Bernd Haufe

Wanderverein Saalfeld e.V.