11.12.2017

Ade ICE - Er ist dann mal Weg!


Link zum Videobeitrag des Saale-Info-Kanals

Am Vorabend des 2. Advents war es so weit: Der letzte ICE Berlin-München fuhr in Saalfeld/Saale ein. Rund 200 Menschen waren dem Aufruf von Bürgermeister Matthias Graul gefolgt und verabschiedeten einen der letzten ICEs auf der Saalebahn-Magistrale. Vertreter des Stadtrates, des Städtedreieckes sowie des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt protestierten mit Einwohnern der Region auf diese Weise gleichzeitig erneut gegen die Verkehrspolitik. Graul enthüllte dazu ein eigens angefertigtes Banner mit der Aufschrift „Ade ICE“.

„Es war ein Ereignis, das wohl noch lange in kollektiver Erinnerung bleiben wird. Dies war ein gutes Zeichen, um die Bedeutung dieses infrastrukturellen Einschnitts für die gesamte Region zu verdeutlichen. Schließlich trägt man nicht jeden Tag 131 Jahre Fernverkehrsgeschichte zu Grabe. Wir brauchen schnell einen Ersatz für die Region, um an den Fernverkehr zukunftssicher zumindest wieder angekoppelt zu werden“, sagte Saalfelds Stadtoberhaupt in seiner Abschiedsrede. MdL Maik Kowalleck stellte als Vertreter des Landkreises heraus, dass man, wie einst beim Bau der B90n, in der Region stark zusammenstehen müsse, um Gehör zu finden. Saalfelds Musikschule begleitete die Aktion mit Weihnachtsliedern und die Stadtgarde gab dem Zug das letzte Geleit.

Im Jahr der Kaiserreichsgründung 1871 wurde die Stadt Saalfeld/Saale an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Mit dem Umbau und der Erweiterung des Bahnhofes sowie der einhergehenden Eröffnung der Bahnstrecke Saalfeld-Arnstadt gewann der Verkehrsknotenpunkt Saalfeld/Saale im Jahr 1900 maßgeblich an Bedeutung. Seit 1886 verband die Nord-Süd-Magistrale über die Saale- und Frankenwaldbahn die wichtigen Hauptstrecken Deutschlands insbesondere im Schnellzugverkehr Berlin-München.

Nach 1945 folgte jedoch auch für den Saalfelder Bahnhof eine Zeit der Rückschritte. Zuerst wurde durch die sowjetische Reparationspolitik die einstige Saalebahn-Magistrale zwischen Berlin und München durch Entfernen eines Gleises und der gesamten Oberleitung in ihrer Bedeutung zurückgestuft. Es folgte die Abschottung zwischen Thüringen und Bayern durch den Schnitt der deutsch-deutschen Grenze, wodurch ein weiterer Bedeutungsverlust des Bahnhofs und natürlich auch der Stadt insgesamt eintrat. Traditionelle Verbindungen zwischen Oberfranken und Südthüringen waren langfristig unterbrochen. Auch die Bahnlinie zwischen Saalfeld/Saale und Hof fiel der trennenden Grenze zum Opfer. Die Wiedervereinigung 1990 brachte der Saalebahn-Magistrale zwischen Berlin und München den zweigleisigen Betrieb mit Oberleitung zurück. Als einer der letzten ICEs nun am 9. Dezember, pünktlich 20:38 Uhr, den Saalfelder Bahnhof verließ, ging die Ära des Schnellzugverkehrs in der Feengrottenstadt zu Ende.